05.05.2013

Qigong für Kinder und Jugendliche – die wissenschaftliche Studie AISCHU

Unsere Gesellschaft war und ist wegweisend für die Integration des Potentials von Qigong im pädagogischen Bereich. Das war so bei der Einführung und Förderung von Qigong-Übungen für Kinder. Nun beweist es die neueste Forschungsarbeit, die von der Ludwig-Maximilians-Universität München im Auftrag unserer Gesellschaft zu dem Konzept AISCHU® - Achtsamkeit in der Schule – durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass sich die Aufmerksamkeitsleistung der Schüler und die emotionale Selbstregulationsfähigkeit der Schüler nach dem Einüben von Qigong und Achtsamkeit, verglichen mit der passiven und aktiven Kontrollklasse, erhöht haben.

Weitere Forschungen sollen folgen, denn die Ergebnisse der Studie (nachzulesen auf der Webseite der DQGG) sind sehr ermutigend. Die Studie wurde 2012 an der Elisabethenschule in Frankfurt durchgeführt. Dort wird zunächst in den Klassen 5 und 6 und zur Abiturvorbereitung das Programm AISCHU®, das von Vera Kaltwasser, einer Qigong-Lehrerin unserer Gesellschaft, entwickelt wurde, eingesetzt. Das Programm enthält eine Motivationsphase mit psycho-edukativen Elementen: Informationen über das Gehirn, über Stressphysiologie und die Wechselwirkung zwischen Körper, Gedanken und Gefühlen. Danach wird eine kontinuierliche Übungsphase aufgebaut mit Qigong-Übungen (still und bewegt), mit Erfahrungsaustausch und interaktiven Übungen, z.B. dem „Achtsamen Dialog.)

Die Hirnforschung hat unsere Aufmerksamkeit wieder darauf gelenkt, wie wirkmächtig körperliche Prozesse sind, besonders wenn sie unbewusst bleiben (u.a. Damasio, Goleman, Spitzer, Hüther, J. Bauer). Das enge Wechselspiel zwischen Gedanken, Gefühlen und körperlichen Prozessen wird besonders deutlich im Falle der Stressreaktion der Körpers. Wer sich nicht konzentrieren kann, weil er seine Aufmerksamkeit nicht zu steuern gelernt hat, wer den anflutenden Impulsen ausgeliefert ist, weil er sie nicht zu kontrollieren gelernt hat, der verfügt nicht souverän über die Grundvoraussetzungen für effizientes Lernen und selbstverantwortliches Handeln. Qigong kann hier für Kinder und Jugendliche eine nicht zu unterschätzende Hilfe zur Selbsthilfe sein.

Sich selbst wahrnehmen lernen
Es lässt sich z.B. nachweisen, wie selbstabwertende Gedanken den Körper in einen Stresszustand versetzen können. Negative innere Gedankenketten laufen oft „im Hintergrund mit“, färben das Erleben, aber dringen nicht ins Bewusstsein.

Auch vieles, was von außen auf uns einstürmt, dringt nicht über die Bewusstseinsschwelle, wirkt aber dennoch auf unseren Organismus.

Besonders deutlich meldet sich der Körper bei echter oder vermeintlicher Gefahr zu Wort, also in Situationen, die den Körper in Stress versetzen. Eine als Gefahr “interpretierte“ Situation im sozialen Leben kann den Körper genauso in Stress versetzen wie eine reale Gefahr im Straßenverkehr.

Die Stressreaktion hängt maßgeblich von der Bewertung von Reizen und Signalen durch den Einzelnen ab. Direkte körperliche Bedrohung löst bei allen Menschen gleichermaßen eine Stressreaktion aus. Ob jedoch bestimmte Situationen – zum Beispiel im sozialen Bereich – als bedrohlich empfunden werden, hängt von der Bewertung dieser Situation durch das Individuum ab. Und diese Bewertung ist individuell.

Wer in bestimmten Situationen glaubt versagt zu haben, für den wird jede ähnliche Situation Stress bedeuten. Er wird also ähnliche Situationen als gefährlich und unangenehm bewerten. Kompliziert wird dieses Geschehen noch dadurch, dass diese Bewertungsprozesse oft unbewusst ablaufen, eben gespeist von früheren Erfahrungen und Erlebnissen. Schon ein einziger Aspekt eines in der Vergangenheit erlebten, stressbelasteten Ereignisses (ein Geruch, ein Ton, ähnliche Gesichtszüge eines Beteiligten) reicht aus, um den Körper in Stress zu versetzen.

Voraussetzung für die produktive Bewältigung von Stress ist eine differenzierte Selbstwahrnehmung und ein feines Gespür für die eigene Befindlichkeit und die automatisierten Muster.

Erst wer wahrnimmt, wie er sich zum Beispiel mit Gedanken in Stress versetzt, kann gegensteuern. Erst wer merkt, wie er sich zum Beispiel durch ständige Musikberieselung in Stress versetzt, wird vielleicht die Stille suchen.

Sich selbst beruhigen lernen
Sich selbst beruhigen lernen heißt, das eigene Erregungspotenzial spüren und produktiv damit umgehen. Dies ist eine Fähigkeit, die man lernen kann und die nicht erst Erwachsene lernen sollten.

Kinder und Jugendliche sind heute einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt.

Die elektronische Aufrüstung lässt sich nicht stoppen, wohl aber gilt es für die Auswirkungen dieser Technik ein Bewusstsein zu schaffen und einen verantwortlichen Umgang damit. Viele Jugendliche würden vehement von sich weisen, dass diese tägliche „Armada“ von Außenreizen sie in Stress versetzt.

Zu diesen äußeren kommen die sogenannten inneren Stressoren: Überzeugungen, habitualisierte Gedankenketten und Gefühlsmuster, die dem Einzelnen Gefahr signalisieren.

Was als Gefahr eingestuft wird, ist eine subjektive Zuschreibung, deren mögliche Veränderlichkeit dem Einzelnen aber gar nicht in den Sinn kommt.

Das Wissen um diese Zusammenhänge ist deshalb für den Schulalltag so relevant, weil wir uns klarmachen können, dass der Körper als »Bühne von Emotionen, Gefühlen und Gedanken«  (Damasio) im Unterricht eine Rolle spielt, die oft unterschätzt und wenig berücksichtigt wird.

Qigong-Übungen im Unterricht – kundig angeleitet – bieten für die Schülerinnen und Schüler wertvolle Erfahrungsmöglichkeiten. Wenn die Übungen in ein Konzept eingebettet sind, das die oben beschriebenen Zusammenhänge mit entsprechender Anleitung für die Schüler integriert, dann kann sich die positive Wirkung von Qigong für die Persönlichkeitsentwicklung entfalten.

Es gibt viele sehr wirksame Arten, wie Kinder und Jugendliche Qigong lernen können, AISCHU® ist eine davon, der Name ist geschützt, damit für spätere Forschungen sicher gestellt ist, dass jeweils derselbe Aufbau des Trainings gewährleistet ist.

Vera Kaltwasser, 5.5.2013